Grüner Star (Glaukom)


Unter dem „Grünen Star“ bzw. Glaukom versteht man eine Reihe von Augenerkrankungen mit verschiedenen Ursachen, die zu einer Schädigung des Sehnervs führen können. Werden diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, können reduzierte Sehleistungen, bleibende Sehstörungen oder Gesichtsfeldausfälle bis zur Erblindung die Folge sein.

Der „Grüne Star“ ist eine der gefährlichsten Augenkrankheiten und eine der häufigsten Erblindungsursachen. Von den Erkrankten werden die Ausfälle meist erst sehr spät bemerkt, weil er anfangs und auch lange Zeit keine Beschwerden verursacht, weil er sich langsam und schleichend entwickelt und mit der Zeit zu einer Zerstörung des Sehnerven führt.

Bei einem Teil der Betroffenen ist ein erhöhter Druck im Inneren des Auges für das Glaukom verantwortlich, aber jeder dritte oder vierte Patient leidet trotz normaler Augendruckwerte an einem Glaukom. Weitere mögliche Ursachen sind niedriger/hoher Blutdruck oder falsche Gefäßregulierung. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem eine familiäre Vorbelastung, Diabetes und starke Kurzsichtigkeit (Myopie).

Mit einer Behandlung kann das Glaukom bei vielen Erkrankten gestoppt oder zumindest deutlich verlangsamt werden. Eine Besserung der Sehausfälle ist leider auch mit einer Operation nicht möglich.

Etwa zwei Prozent der Bevölkerung ab dem 40. Lebensjahr sind von einem Glaukom betroffen. Das Risiko einer Erkrankung steigt mit zunehmendem Lebensalter. Ab dem 40. Lebensjahr wird daher eine regelmäßige Glaukom-Früherkennungsuntersuchung beim Augenarzt empfohlen.

– ab 40, alle 5 Jahre zu einer augenärztlichen Kontrolle
– ab 60, alle 2 Jahre

Häufige Fragen

Was hat es mit dem Augeninnendruck auf sich?

Die in Europa häufigste Glaukomform (90 %) ist das primär chronische Offenwinkelglaukom, dessen Hauptursache in einem Anstieg des Augeninnendrucks besteht.

Anstieg des Augeninnendrucks
Im gesunden Auge wird fortwährend eine farblose Flüssigkeit gebildet, das Kammerwasser (nicht zu verwechseln mit der Tränenflüssigkeit). Dieses fließt über das Trabekelwerk, ein schwammartiges Gewebe im Winkel der Vorderkammer, aus dem Auge ab. Kann die Flüssigkeit ungehindert abfließen, ist der Augeninnendruck ausgewogen. Nimmt die Durchlässigkeit des Trabekelwerks ab, kann die Flüssigkeit schlechter aus dem Auge abfließen und es kommt zu einem Druckanstieg. Der krankhaft erhöhte Druck führt zu einem „mechanischen“ Schaden des Sehnervs. Die durch den gesteigerten Augendruck zerstörten Nervenfasern können nicht erneuert werden. Ein hoher Augeninnendruck stellt den Hauptrisikofaktor für die Entwicklung eines Glaukoms dar. Es gibt jedoch auch Glaukomformen, bei denen der Augeninnendruck nicht erhöht ist (Normaldruckglaukom genannt).

Welche Risikofaktoren bestehen und wie erfolgt die Diagnose?

Diagnose
Dem Augenarzt stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, um die Diagnose zu stellen und den Verlauf der Krankheit zu kontrollieren. Er misst den Augeninnendruck und prüft das Gesichtsfeld. Durch Untersuchung des Augenhintergrundes kann der Zustand des Sehnervenkopfes beurteilt werden.

Diese Untersuchung erfolgt mit einer speziellen Lupe, es ist aber zusätzlich eine quantitative Messung der Nervenfasern des Sehnervenkopfes und weiterer Veränderungen, welche mit einem grünen Star einhergehen, mit einer „Laserfotografie“, dem sogenanntem OCT möglich. Dadurch können Veränderungen erkannt werden, bevor im Gesichtsfeld Veränderungen auftreten. Somit kann eine Behandlung frühzeitiger und mit noch besserer Erfolgsaussicht erfolgen. Diese Spezialuntersuchung erfolgt als IGe-Leistung. Der Augenarzt kann eventuell auch den Kammerwinkel (Angulus iridocornealis), d. h. den Winkel zwischen Iris und Hornhaut, bestimmen. All diese Untersuchungen sind unkompliziert. Sie sind zudem vollkommen schmerzfrei.

Risikofaktoren
• Erhöhter Augeninnendruck
• Hohes Lebensalter
• Starke Kurzsichtigkeit (Offenwinkelglaukom)
• Starke Weitsichtigkeit (Engwinkelglaukom und Glaukomanfall)
• Niedriger und schwankender Blutdruck (Normaldruckglaukom)
• Genetische Veranlagung
• Ethnische Gruppe: Dunkelhäutige Menschen haben ein bis zu fünf Mal höheres Risiko
• Diabetes mellitus

Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen?

Behandlung
Man kann das Glaukom behandeln, aber nicht heilen. Es ist möglich die Erkrankung zu kontrollieren, um einen weiteren Sehverlust zu vermeiden. Bereits entstandene Schäden sind von Dauer und nicht reparabel. Das Hauptziel der Glaukombehandlung besteht meist in einer Senkung des Augeninnendrucks.

Verschiedene Behandlungsoptionen:

• Medizinische Augentropfen
Dies ist die häufigste Behandlungsform bei Offenwinkelglaukom. Die Augentropfen vermindern die Produktion von Kammerwasser oder erhöhen dessen Abfluss. Sie müssen oft mehrmals täglich angewendet werden und dies regelmäßig und ein Leben lang. Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen. Unverträglichkeiten können zu Beginn der Tropfenbehandlungen auftreten oder auch langfristig, d. h. nach mehreren Monaten oder sogar Jahren.

• Selektive Laser-Trabekuloplastik (STL)
Dieses Verfahren wird immer häufiger durchgeführt. Manchmal wird es sogar noch vor der Anwendung von Augentropfen empfohlen. Laserimpulse mit dem frequenzverdoppelten YAG Laser werden auf das Trabekelwerk gerichtet, um den Abfluss von Kammerwasser zu erhöhen und so den Augeninnendruck zu senken. Die SLT ist ein schmerzfreier Eingriff und dauert wenige Minuten. Die Selektive Laser-Trabekuloplastik ist ein nicht-invasives Verfahren, welches keine Gewebsschäden verursacht. Deshalb kann es bei Bedarf wiederholt angewendet werden. Bei früheren Laser-Methoden waren die Möglichkeiten einer erneuten Behandlung sehr eingeschränkt oder sogar ausgeschlossen.

• Laseriridotomie
Schaffung eines kleinen Loches in der Iris mit dem Argonlaser zum Druckausgleich der Augenvorder- und hinterkammer. Dieser meist prophylaktische Eingriff wird nur beim erhöhten Risiko eines drohenden Pupillarblockglaukoms durchgeführt.

• Minimal-invasive Chirurgie
Dank verschiedener schonender Techniken ist es heute möglich, den Augeninnendruck zu senken und dabei die Risiken und Komplikationen, die mit invasiveren chirurgischen Verfahren verbunden sind, weitestgehend auszuschließen. Diese Techniken erlauben es zudem, die Lebensqualität des Patienten zu erhalten und eine schnellere Wiederaufnahme alltäglicher Tätigkeiten zu ermöglichen. Die Verfahren sind schnell durchführbar und sowohl eigenständig als auch in Verbindung mit einer Kataraktoperation (Grauer Star-Operation) durchführbar. Diese Art von Chirurgie kann in Betracht gezogen werden, wenn die Behandlung mit medizinischen Augentropfen schlecht vertragen oder nicht gut eingehalten wird. Eines dieser minimal-invasiven Verfahren ist das Einsetzen eines zusätzlichen Abflussweges durch Setzen eines Stents als Implantat in den Kammerwinkel (zum Beispiel istent inject W®).

• Filteroperationen
Diese operativen Verfahren werden angewendet, wenn das Gesichtsfeld trotz vorheriger Behandlung kleiner wird. Das Prinzip der Filteroperationen besteht darin, eine interne Ableitung für das Kammerwasser zu schaffen, wofür entweder ein kleines Stück des Trabekelwerks entfernt wird und oder zusätzlich durch eine Straffung eines speziellen Abflusskanals, des Schlemmschen Kanals. Durch diese Eingriffe kann Kammerwasser aus dem Auge abfließen, welches zu einem unmittelbaren Absinken des Augeninnendrucks führt. Die am häufigsten durchgeführten Operationstechniken sind die Trabekulektomie und die Viskokanaloplastik mit kombinierter Sklerektomie. Diese Verfahren sind sehr effizient, werden aber vor allem wegen der notwendigen aufwendigen postoperativen Nachsorge erst als spätere Optionen durchgeführt.

• Zyklophotokoagulation
Diese Methode findet bei fortgeschrittenem Glaukom Anwendung oder wenn vorherige medikamentöse und operative Behandlungen erfolglos waren. Es handelt sich um eine nicht-invasive Laserbehandlung. Dabei wird das Gewebe, in dem das Kammerwasser produziert wird (Ziliarkörper) so verändert, dass dadurch der Augeninnendruck gesenkt wird.

• Goniopuncture
Erhöhung des Abflusses durch den Schlemmschen Kanal oder durch das sogenannte Descemetsche Fenster nach Tiefer Sklerektomie mit dem YAG Laser.

• Suturolysen
Eröffnen des Läppchens und Erhöhung der Filtration nach Trabekulektomie oder Tiefer Sklerektomie mit dem Argonlaser.

Lassen Sie Ihre Augen ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig augenärztlich kontrollieren. Weisen Sie Ihren Augenarzt frühzeitig auf eventuelle familiäre Vorbelastungen hin. Eine rechtzeitige Behandlung kann ein Fortschreiten der Krankheit in den meisten Fällen verhindern und damit letztendlich einer Erblindung effektiv vorbeugen.